Geschichte:
Appenzell, ein Kanton im Nordosten der Schweiz, gab dem vierbeinigen Gebirgsbewohner seinen Namen. Seit Ende des 19.
Jahrhunderts wird die Rasse dort nach strengen Kriterien gezüchtet. Ihre Ursprünge, so meinen die einen, liegen jedoch weit außerhab der Eidgenossenschaft. Angeblich stamme der Appenzeller
Sennenhund von den Tibet Doggen ab, großen Hunden, die Griechen und Phönizier aus Asien nach Europa gebracht haben sollen. Die Römer hätten dann diese imposanten Vierbeiner mit auf ihre Feldzüge
genommen, und auf diesem Wege seien sie irgendwann auch in die Schweiz gelangt, hätten sich dort mit den heimischen Rassen vermischt und so die Sennenhunde hervorgebracht... Eine andere These
bescheinigt dem Appenzeller dagegen eine rein schweizerische Herkunft, und tatsächlich deuten antike Knochenfunde darauf hin, daß es lange vor der Eroberung durch die Römer wohl Hunde ähnlichen
Typs in der Schweiz gegeben hat.
Für seine Aufgabe war der Appenzeller Sennenhund wie geschaffen: Er mußte die Viehherden treiben und bewachen und erwies sich für diese Arbeit als ausgesprochen zuverlässig. Um 1890 wurde der Forstinspektor Max Siber bei einem Besuch im Appenzeller Land auf den talentierten Vierbeiner aufmerksam. Vor allem die Arbeitsleistung des Hundes hatte den Forstinspektor schwer beeindruckt, und er schickte Fachleute los, um das Tier genauer unter die Lupe zu nehmen. Schon wenige Jahre später erschien ein erster Standard, und 1898 wurden 30 Vertreter der Rasse auf dem Markt in Altstätten ausgestellt. Plötzlich schien sich die halbe Schweiz für ihn zu begeistern, und sogar Viehzüchter aus anderen Gegenden interessierten sich für ihn.
Nach dem Tod von Max Siber nahm Professor Heim, ein bekannter Kynologe, die Rasse unter seine Fittiche und sorgte dafür, daß ihre Qualitäten weiter gefördert wurden. Heim gründete den ersten Verein und rief 1906 auch ein Stammbuch ins Leben.
Im Jahr 1906 gründete der Schlachthausverwalter Josef Gmünder mit 10 Freunden den Appenzeller Sennenhund Club. Die Einheimischen schüttelten die Köpfe und meinten, man sollte Gmünder unter Beobachtung stellen, denn wer einen Hundeclub gründe, sei offensichtlich nicht mehr ganz richtig im Kopf. Dieser ließ sich jedoch nicht beirren und rief auch ein Zuchtbuch ins Leben, in das bis 1914 etwa 100 Hunde eingetragen wurden.
Der Hund verrichtete zwar nach wie vor seinen Dienst als Viehhüter, aber sein Aufgabengebiet wurde um einiges erweitern, und man bildete ihn fortan auch zum Wach-, Lawinensuch- und Rettungshund aus. Im Jahr 1976, bei dem großen Erdbeben in Friaul, war er an vorderster Front im Einsatz.
Wesen, Haltung:
Ein Appenzeller Sennenhund muß sich nützlich fühlen. Für ihn ist Müßiggang aller Laster Anfang. Mit Freuden steht er
Ihnen täglich aufs Neue zu Diensten, nimmt seine Arbeit sehr ernst und gibt sich große Mühe, alles richtig zu machen. Selbst auf schwierigstem Gelände kommt er zurecht und hat sein Können als
Viehhüter schon häufig unter Beweis gestellt. Durch jahrhundertelange Erfahrung mit einem gesunden Selbstbewußtsein ausgestattet, behält er eine Gruppe von Jungbullen genauso im Griff wie eine
hundertköpfige Schafherde. Auf Anhieb mag der Appenzeller vielleicht ein wenig ungehobelt erscheinen, im Grunde seines großen Herzens möchte aber auch er will geliebt werden und wünscht sich
nichts sehnlicher als die Zuneigung von Menschen, denen er bedingungslos seine Treue und Freundschaft schenken.
Alle schweizerischen Sennenhunde begegnen Fremden ausgeprägt mißtrauisch, und der Appenzeller Sennenhund bildet da keine Ausnahme. Sein Beschützerinstinkt verläßt ihn nie, und obwohl er ganz bestimmt nicht zu den typisch "bösen Hunden" zählt, verteidigt er vehement sein Territorium. Ein ganz natürliches Verhalten, zu dem man ihn gar nicht erst abrichten muß! Manche Halter lassen ihren Vierbeiner zwar die Schutzhundprüfung ablegen, bestätigen damit jedoch nur eines der rassetypischen Hauptmerkmale. Der Appenzeller verfügt über eine schnelle Auffassungsgabe: Er bewacht zwar den Eingang, läßt aber jeden Besucher herein, den man ihm als "harmlos" vorgestellt hat. Schon in frühester Jugend braucht dieser Hund eine feste Hand und läßt sich dank seiner lebhaften Intelligenz auch gut erziehen. Für den folgsamen Schüler ist Ungehorsam ein Fremdwort, und was er einmal gelernt hat, das vergißt er nicht wieder.
Seine vielseitigen Qualitäten entfaltet der Appenzeller Sennenhund nur auf dem Land oder im Gebirge. Obwohl sich viele Gebrauchshunde inzwischen an ein Leben in der Stadt gewöhnt haben, kann er dort niemals glücklich werden. Er ist zwar nicht besonders groß und hat relativ kurzes Haar, doch in einer Wohnung sollten Sie ihn auf keinen Fall halten. Wind, Weite und die Möglichkeit, sich nach Herzenslust auszutoben, braucht er wie die Luft zum Atmen.
Der Appenzeller Sennenhund ist ein wunderbarer Gefährte für Ihre Kinder. Selbst Neckereien und kleine Schikanen können seine gute Laune nicht trüben, und mit größeren Kindern kann er stundenlang spielen. Außerdem fühlt er sich für seine Schützlinge verantwortlich und paßt zuverlässig auf, daß niemandem etwas zustößt, will aber dann in jedem Fall auch respektvoll behandelt werden.
Ein Appenzeller Sennenhund lebt entweder auf einem Bauernhof, auf einer Alm im Gebirge oder in einem Haus auf dem Land. Er braucht ungemein viel Auslauf und fühlt sich nur wohl, wenn er ausreichend Bewegung hat. Sonst sucht er leicht einmal das Weite. Seine Leidenschaft sind ausgedehnte Fußmärsche über Stock und Stein. Zum Schlafen verkriecht er sich gern in die Hundehütte, allerdings nur, wenn Sie ihn von klein auf daran gewöhnt haben. Legen Sie seine Knochen und sein Lieblingsspielzeug hinein, dann weiß er sofort, wo sein Platz ist. Stellen Sie die Hütte an einen geschützten Ort. Sie sollte weder Wind noch Schnee oder Regen, aber auch nicht der Sonne ausgesetzt sein. Hier bezieht er nun Posten und überwacht sein Territorium. Beim geringsten Alarmzeichen saust er los und schlägt dunkle Elemente meistens schon durch sein Gebell in die Flucht...
Ernährung, Pflege:
Jahrhundertelang wurde der Appenzeller nur mit Suppe und Resten vom Tisch gefüttert. Daher stellt er auch heute
noch kaum Ansprüche an sein Futter. Damit er aber gesund bleibt, sollten Sie ihn jedoch davon abhalten, Abfälle aus dem Mülleimer zu fressen. Rechnen Sie für ihn täglich 300 g Fleisch, dazu 150 g
gekochtes Gemüse und 150 g Reis, Getreide oder Nudeln. ein zusätzlicher Löffel Hefe sowie ein Löffel Maiskeim- oder Sonnenblumenöl halten sein schönes Fell in Form. Natürlich können Sie auch
Fertignahrung, also Naß- oder Trockenfutter servieren, doch sollten Sie die Ernährung auf keinen Fall plötzlich umstellen, das bekommt seinem Magen schlecht.
Wie jeder andere Hund, so sollte auch der Appenzeller unter einwandfreien hygienischen Bedingungen leben. Befreien Sie ihn von Parasiten und Würmern, reinigen Sie regelmäßig Augen, Ohren und Zähne, und überprüfen Sie den Zustand der Sohlenballen. Es reicht, wenn Sie ihn alle 14 Tage gründlich bürsten: Striegeln Sie sein Fell in Wuchsrichtung, um Schmutz und tote Haare zu entfernen, und arbeiten Sie sich dabei vom Kopf über Rücken und Flanken bis zur Rute vor.